Kleine Stadt,
Silhouette im Tal,
unter rostigem Himmel,
von Tann umsäumt,
hinter Wehr und Wall,
Festwiese, Getümmel,
Gemäuer, Gestürme,
Markt und Bronnen,
jahrtausendalt,
Wildrosenumsponnen,
kleine Welt,
graue Giebeldächer,
neigen sich wie müde Tannen,
die gingen,
welk, niemanden fanden,
Sonnenraine, Wolkenkegel,
Gespinste in Gassen,
die noch Tritte fassen
von Menschen, die wie Wind,
nur spüren, aber nicht sind,
Treten auf Sternenstufen,
ich lausche dem Rufen,
Vergangenheit,
Silberstreif –
Ruch nach Ewigkeit,
Ring Geformtes,
Kette und Licht,
Hände wie Spinnen,
Mädchengesicht,
schwere Früchte fallen
zur Feuchte,
es friert die wärmende Leuchte,
in leeren Hallen
klingt eine Strophe
aus dem Gestern herüber…
Schreie und Lieder,
Nachbarn und Brüder,
Adieu, kleine Stadt,
ich schenk dir meine Liebe,
nimmt sie hinüber
ans andere Ufer der Zeit,
im lauten Getriebe,
ist’s wie ein Traum,
ein Hauch -, wächst wie ein Baum
windmühlengroß.
Zwischen Stirb und Werde
neig ich mich,
küsse die Erde,
Deine Erde, liebe kleine Stadt!
von Otto Klös, entstanden um 1970.
